Günther Pfeifer: Hawelka & Schierhuber laufen heiß

Blücher Startseite » Krimi & Thriller » Günther Pfeifer: Hawelka & Schierhuber laufen heiß
Günther-Pfeifer-Hawelka-Schierhuber-laufen-heiß

In einem Waldviertler Wirtshaus wird heftig diskutiert, was den Brand im Stadl vom Birnstingl ausgelöst haben könnte. War es der schwache Motor der Kreissäge oder – weil der Birnstingl ganz ein sieriger war – das 30er-Sägeblatt? Definitiv ist der Birnstingl jetzt tot. Und weil die Umstände seines Todes mehr als merkwürdig sind, wird die Wiener Kriminialpolizei in Form der beiden Beamten Hawelka und Schierhuber gerufen, um den Fall zu untersuchen. Eine niederösterreichischer Heimatkrimi mit Schmäh.

Nichts ist mit dem verlängerten Wochenende, ärgert sich der Hawelka als er von seinem Chef, dem „Erzherzog“, den Auftrag bekommt in der niederösterreichischen Prärie zu ermitteln. Wenigstens ist er in Vestenötting, einem Nest im Waldviertel, nicht alleine. Er darf den Schierhuber mitnehmen, weil „Sie kommen alle zwei von dort und verstehen die Bräuche von den Eingeborenen besser“, so der Erzherzog zum Abschied.

Kaum angekommen, stellen die beiden fest: Der Birnstingl kann nicht durch einen Unfall ums Leben gekommen sein. Um ein Sägeblatt in die Brust zu bekommen, muss einem dabei nachdrücklich geholfen werden. Die bereits gemachten Zeugenaussagen helfen auch nicht weiter, Hawelka und Schierhuber müssen nachbohren. Und um das bestmöglich zu bewerkstelligen, begeben sich die beiden logischerweise erst einmal ins Wirtshaus. Dort klären sie bei Bier und Schnaps welche Ermittlungsstrategie zum Einsatz kommen soll (die Stammtischmethode oder die Säufervariante?) und wie das soziale Leben in einem Waldviertler Dorf so strukturiert ist:

„Dieser Birnstingl, war der auch öfter da?“ fragte er die Kellnerin, die auf Schierhubers eindeutige Zeichen hin für Nachschub auf dem Biersektor sorgte.

„Öfter? Nein. Normal halt. Am Abend halt… Ich weiß nicht, öfter nicht, glaub ich…“

„Am Abend? Jeden Freitag, oder wie?“

„Nein. Jeden Abend. Also, wenn wir offen haben halt. Weil am Mittwoch haben wir Ruhetag.“ Sie ging wieder. Hawelka sah Schierhuber an. „Also, wenn der jeden Abend ins Wirtshaus geht und das ist ’nicht öfter‘, was ist dann bei denen ‚öfter‘?“

„In der Früh, zu Mittag und auf d’Nacht“, erklärte Schierhuber bereitwillig.

„Offentsichtlich.“

„Wenn einer Junggeselle ist und im Ort seinen Hof hat, also nicht einmal zur Arbeit rauskommt, dann schaut er am Vormittag halt vorbei, auf ein Motivationsachterl, oder eine G’streute.“

„Hä?“

„Eine G’streute ist eine Knackwurst, halbiert und mit Pfeffer und Salz angerichtet“, erklärte Fernsehkoch Schierhuber geduldig. „Und zu Mittag kommen’s dann zum Essen, und am Abend eben wegen der Unterhaltung. Das ist normal. Familienersatz.“

„Und die Verheirateten?“

„Schau, wenn sich die Ehe einmal eingespielt hat, dann hat die Frau zu Hause immer was zu tun. Da geht der Mann dann ins Wirtshaus, da stört er sie nicht,hat seine Ruhe, wenn er’s braucht, und seine Gaude, wenn er will. Und das Bier schmeckt besser, wenn’s die Kellnerin bringt, als wenn du es dir selber aus dem Kühlschrank holen musst.“ Hawelka nickte. Das stimmte irgendwie.

Im Zuge der Ermittlungen lernt das Ermittler-Duo ein Sammelsurium skurriler Dorfbewohner und deren Ausschweifungen kennen: den sierigen Feuerwehrhauptmann, Birnstingls Nachbar mit den 100 Katzen, die Kriegerdenkmalbewacherin, der gelbe Dorfsäufer, den ominösen Grafen oder die schöne Rubens-Frau Aisha alias Erika Dobrovolny vom SeelenBewegungsZonenZentrum. Und manch einer von ihnen nimmt an nächtlichen voyeuristischen Gruppen-Ausflügen mit anschließenden Fotowettbewerb teil. Es scheint nicht leicht, aus diesen abstrusen Charakteren die Wahrheit heraus zu finden…

„Hawelka & Schierhuber laufen heiß“ ist ein Heimatkrimi aus Österreich und wartet dementsprechend mit viel rot-weiß-rotem Lokalorit und dem einhergehenden bekannten Schmäh auf. Was an Spannung und blutigen Details vernachlässigt wird, macht der Autor Günther Pfeifer mit humorigen Stammtisch-Dialogen und spritzigen Charakteren wett. Allein die Beschreibungen des Erzherzogs oder des Auskunftsbüros sind es schon wert, das Buch zu lesen. Und auch wenn der Leser am Ende weiß, wer der Mörder ist, zahlt es sich aus die Nachbemerkung des Autors und das anschließende Glossars zu lesen. Denn hier wird erklärt, was „sierig“, „G’scherte“ oder „Feng Shui“ bedeutet. Nicht ganz unwesentlich, wenn es einen irgendwann einmal in die niederösterreichische Prärie verschlägt.