Als der Bank-Manager und Workaholic Fred bei einer Hochzeit ordentlich ins Fettnäpfchen tritt, ist bei seiner Lebensgefährtin Leni der Ofen aus. Sie hat die Nase voll von ihrem egoistischen, karrieregeilen Freund. Kurzerhand macht sie Schluss und schmeiĂt Fred aus der Wohnung. Nun hat Fred ein Problem. Da Leni, sein Personal Assistant fĂźr Wäsche, Essen und  Einkauf, quasi gekĂźndigt hat, braucht er schnellsten einen Ersatz. Beim FrĂźhstĂźck in einem Hotel fällt sein Blick auf  die Anzeige einer  Seniorenresidenz. Ein perfektes QuartierâŚ
Seniorenresidenz St. Ambrosius
Das Altenheim versprach nicht nur Arzttermine im Haus, sondern auch Wasch- und Bßgelservice, Essen vom Wärmeteller, das zu jeder gewßnschten Tages- und Nachtzeit aufs Zimmer kam, Einkaufsdienste, 24-Stunden-Notglocke. Der ganze Support, den Leni bisher fßr ihn geleistet hatte, war im Heim inklusive.
Mit seinen Hartschalenkoffern und einer Kleiderstange voller MaĂanzĂźge zieht Fred ins Altenheim. Und er ist begeistert. Nun kann er ohne schlechtes Gewissen auf die Notklingel drĂźcken, um Kakao zu bestellen. Um seine chronischen Schmerzen in der rechten Bauchseite kĂźmmert sich ein kompetenter Arzt, um seinen verspannten Nacken eine Physiotherapeutin. Schonkost tut seinem gestressten ManagerkĂśrper gut und bei der täglichen Wassergymnastik bekommt er seinen Kopf frei. Voll und ganz widmet er sich nun auf seine beruflichen Aufgaben und konzentriert sich auf seinen nächsten Karrieresprung zum Senior Manager bei MyMoney.
Getting things done
Wäre da nicht die ruppige Altenpflegerin Agata Kaminska. Und sein Chef, der es gar nicht gut findet, dass Fred ohne Freundin ist. Ein angehender Senior Manager hat schlieĂlich ein intaktes Beziehungsleben und konkrete Vorstellungen Ăźber eine eigene Familie! Nicht nur, dass Fred seinen Wohnsitz aus ImagegrĂźnden geheim halten muss, ist er nun auch dazu gezwungen Agata als seine Freundin zu engagieren, um dem Bild eines perfekten Seniormanagers zu entsprechen. âGetting things doneâ ist Freds Credo und ohne viel Ăźber die Konsequenzen nachzudenken, organisiert er sein Doppelleben.
Fred sollte einem wirklich unsympathisch sein, entspricht er doch voll und ganz dem Klischee eines karrieregeilen Yuppies. In seiner Beziehung zu Leni, die ja nur einen nice-to-have-job hat, zählen nur seine egoistischen BedĂźrfnisse, die sich ausschlieĂlich nach seiner Arbeit richten. Dass er unfähig ist, sich im Supermarkt zurecht zu finden oder sich um seine Wäsche zu kĂźmmern, mĂźsste eigentlich einen Aufschrei der weiblichen Leserschaft hervorrufen. Der Autorin gelingt es aber, Fred mehr als fehlgeleiteten und ungeschickten als egozentrischen Charakter darzustellen. Spätestens bei seinem Umgang mit den Mitbewohnern der Seniorenresidenz erwärmt sich das Leserherz fĂźr den Manager.
âDu arbeitest zu viel, Junior. Glaub mir, auf seinem Sterbebett hat noch keiner gesagt: Hättâ ich nur mehr Zeit im BĂźro verbracht!â
Mit Fred hält Anja Burkel der Business-Welt humorvoll den Spiegel vor. Gerade lächerlich wirkt es, wenn der Held in der markigen Businesssprache mit Senioren spricht und richtig komisch, wie diese darauf reagieren. Der Leser hat definitiv den Lacher auf seiner Seite. Mit viel Situationskomik, witzigen Dialogen und einer flott erzählten Handlung ist dieser Roman ein empfehlenswertes und gelungenes VergnĂźgen. âWas darfâs denn sein, junger Mannâ ist im Ullstein Verlag als E-Book erschienen.