Alison Croggon: Die Krähe

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Die Saga von Pellinor umfasst mittlerweile vier Bücher – „Die Krähe“ ist das dritte, das sich mit Croggons geschaffener Fantasy Welt befasst. Keine Sorge, mann muss nicht die tausend Seiten, die diesem Band vorher gehen, durchackern. Es geht um den 12-jährigen Hem, dem die Rettung der Welt auf den Schultern lastet. Ihm zur Seite gestellt ist eine weiße Krähe, manchmal nervig, aber durch und durch ein treuer Freund. Zusammen sind sie auf der Suche nach dem Baumlied, dem Schlüssel zur Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Gut und Böse. Derartige Fantasy-Geschichten, in mehreren Bänden verfaßt, in einer eigens geschaffenen Welt spielend, mit vielen unaussprechlichen Namen und mit einer detaillierten Landkarte auf den ersten Seiten, gibt es mittlerweile zuhauf. Oft ist es ziemlich finster auf diesen Fantasy-Erden: eine omnipräsente Macht, riesige Flugmonster und von Magier-Händen manipulierte Un-Menschen treiben ihr Unwesen, damit das Gute, das Helle und Schöne auf jeder Seite gefordert ist.

„Die Krähe“ unterscheidet sich nicht sonderlich von anderen Fantasy-Epen, die stellenweise immer wieder an Tolkien erinnern. (Zumindest hat Croggon auf den Einsatz von Elben verzichtet, statt dessen spielen Barden mit – naja.) Trotzdem ist „Die Krähe“ lesenswert: Einfühlsam beschreibt die Autorin das Leben des Protagonisten und seiner Liebe zum Ziehvater. Die Geschichte, die den Leser unter anderem in ein Ausbildungslager für Kindersoldaten bringt, ist spannend konstruiert und flüssig zu lesen. Wer sich gerne in üppig gestalteten Fantasy-Geschichten mit viel Magie aufhält, für den sind die Pellinor-Romane sicher eine Empfehlung.

„Auch wenn es sich um ein grob angelegtes und vorübergehendes Lager handelte, es besaß einen Namen: Sjug’hakar Im. Hem erfuhr erst später, was er bedeutete, als die seltsame, schnalzende Sprache von Dén Raven allmählich begann, sich schwerfällig zu Worten und dann zu kurzen Sätzen zu formen; und als er es herausfand, schien es das Rätselraten kaum der Mühe wert. Es bedeutete in etwas „Köterlager Eins“ oder „Das Erste Lager der Bastarde“.

Hem verkörperte bloß einen weiteren verirrten Köter, dessen Ankunft kaum eine Welle im alltäglichen Ablauf des Lagers schlug. In jener ersten Nacht, in der er von der unheimlichen Woge träumte, schlief er im selben Gebäude, in dem er von dem Untoten untersucht worden war. Man stieß ihn in eine Kammer von der Größe eines Grabs – ohne Decke oder Bett, um den schmutzigen Boden weicher zu gestalten – und teilte ihm mit, dass er am nächsten Morgen abgeholt werden würde. […]

Das Haar wurde ihm mit einer Schere bis dicht an die Kopfhaut geschoren, und man gab ihm einen schlichten braunen Kittel sowie eine Hose. Dies entsprach, wie er herausfinden sollte, der üblichen Kluft jedes Kindes im Lager. Außerdem wurde ihm mitgeteilt, dass er nicht Bared würde: Von nun an sollte sein Name Schwertschwinger Blut lauten. Stumm nickte er.

Er wurde zu seinem Block geführt – einer Gruppe von rund hundert Kindern, die sich drei der langen, niedrigen und fensterlosen Hütten um das Ausbildungsgelände teilten. Im Lager gab es zehn Blöcke, die jeweils etwa hundert Kinder umfassten. Er gehörte zum Blut-Block, dessen Kinder sich die Stirnen mit einem lotrechten Blutstreifen kennzeichneten, um ihre Zugehörigkeit anzuzeigen. Wenn sie kämpften und töteten, kreuzten sie das Zeichen mit einem waagerechten Streifen des Blutes ihres Opfers. In anderen Blöcken wurden Gesichter zernarbt oder mit behelfsmäßigen Tätowierungen aus Beerensaft und Erde versehen. Im Messer-Block schnitt man sich den kleinen Finger der linken Hand bis zum ersten Knöchel ab. Der Blut-block betrachtete sich als die Eliteeinheit des Lagers und verschmähte derlei Derbheiten; statt dessen fügten sich die Kinder jeden Morgen kleine Schnitte in den Unterarm zu, preßten etwas Blut heraus und frischten ihre Kennzeichen auf, um ihr Gelübde ständig zu erneuern.“

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