Jonathan L. Howard: Totenbeschwörer

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Johannes Cabal sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Exekution. Er wurde dabei erwischt, wie er sich das äußerst seltene und verbotene Buch „Pricipia Necromantica“ um zwei Uhr nachts „ausleihen“ wollte. Cabal benötigt das Buch aus beruflichen Gründen, denn er ist ein Nekromant, ein Totenbeschwörer. Sein nicht ganz unumstrittener Beruf rettet ihn aber vor seiner Hinrichtung. Der Comte Marechal, ein machtgieriger und intriganter Offizier, bedarf seiner Dienste. Der amtierende Kaiser von Mirkarvien soll vor dem Volk sprechen und mit seiner Autorität den brodelnden Bürgeraufstand abwehren. Es gibt nur ein Problem: Der Kaiser ist bereits eine Leiche und Cabal soll ihn „wiederbeleben“. Dafür wird ihm seine Freiheit versprochen. Wie Cabal es bereits erwartet, platzt der Deal. Doch er kann sich in letzter Sekunde aus den mörderischen Fängen befreien und flieht auf ein luxuriöses Luftschiff. Da fangen seine Probleme erst richtig an. Dem Totenbeschwörer sitzt die Angst vor einer Entdeckung im Nacken. Dem nicht genug, trifft er im Salon des Luftschiffes „Prinzessin Hortensie“ auch noch auf Leonie Barrow. Die beiden sind quasi alte Bekannte. Es ist nicht gerade Freundschaft ist, was die beiden verbindet. Als aber ein Mord an Bord passiert (ein Mann wird kurzerhand aus dem Fenster geworfen) macht sich das „Was-sich-liebt-das-neckt-sich“-Duo auf die Spuren des Mörders – und retten die Welt vor dem diktatorischen Comte Marechal.

„Totenbeschwörer“ ist der zweite Roman über den Nekromaten mit detektivischem Gespür Johannes Cabal. Die Handlung spielt sich hauptsächlich an Bord des Luftschiffs ab und die wechselhafte Beziehung zu Cabals Counterpart, Miss Barrow, steht im Vordergrund. Cabal ist Wissenschafter, ein rational denkender Mensch, dem das soziale Verhalten weitgehend fremd ist. Smalltalk mit den anderen Reisenden ist ihm zuwider und mit weiblichen Komplimenten kann er so gut wie gar nichts anfangen. Cabal ist eitel, überheblich und realitätsfremd. Kurz: Er ist alles, was Leonie Barrow nicht ist. Die angehende Kriminalistin ist ebenso fasziniert wie abgeschreckt von Cabals Charakter.

Er selbst war nicht unattraktiv, und sein Interesse für Details erstreckte sich auch auf seine äußerliche Erscheinung, sodass es auf den ersten Blick nicht verwunderte, dass er in diese Lage geraten war. Normalerweise blieb er allerdings stets für sich und umgab sich obendrein mit einem leichten Hauch von Formaldehyd, der jeden Annäherungsversuch einer Frau von vornherein dämpfte, es sei denn, sie hätte eine verstopfte Nase. Seine lange Abwesenheit von einem Labor, die fremden Kleider und die aufgezwungene Geselligkeit hatten ihn genau ins Visier von Lady Ninuka gerückt, und er hatte es eine Sekunde lang nicht bemerkt.

Anfang sowie Ende des Buches sind abenteuerlich und unterhaltsam. Leider gestaltet sich alles dazwischen eher träge. Auch konnte mich die vermeintliche Parodie auf Spionage, Militär und Politik nicht wirklich fesseln. Die auf dem Umschlag versprochene Komik, habe ich vergeblich gesucht. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mit dem berechnenden und kühlen Kopf des Protagonisten mich nicht vollends anfreunden konnte. Ganz nett war allerdings die sich subtil anbahnende Romanze zwischen dem Nekromanten und der naseweisen Miss Barrow.