Neil Gaiman: Stardust – der Sternwanderer

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der Sternenwanderer

„Der Sternwanderer“ kam als opulent produziertes Fantasy-Spektakel vergangenen Herbst in unsere Kinos (u.a. mit Michelle Pfeiffer und Robert de Niro. Mit dem absolut sehenswerten Film kam auch die aufwendig illustrierte Fassung des 1997 erschienenen Buches auf den Markt. Der Autor Neil Gaiman ist vielen Fantasy-Fans mit der Comic-Serie “The Sandman” oder als Co-Autor von Pratchetts „Ein gutes Omen“ ein Begriff. „Der Sternwanderer“ ist ein Märchen für Erwachsene: eine zauberhafte Geschichte, mit einem Schuss Blut versetzt und mit Erotik garniert.

Es war einmal ein junger Mann, der sehnte sich danach, dass sich sein Wunschtraum erfüllte.

Obgleich dies kein ungewöhnlicher Anfang für eine Geschichte ist (denn jede Geschichte über einen jungen Mann, ob in der Vergangenheit oder der Zukunft, könnte auf ähnliche Weise beginnen), war an dem jungen Mann und seinen Erlebnissen doch viel Seltsames, das nicht einmal er selbst jemals in vollem Umfang begriff.

Der 18-jährige Dunstan lebt im idyllisch-abgelegenen englischen Dorf „Wall“. Das Dorf hat seinen Namen von der sich östlich erhebender Steinmauer, die das Menschenreich von der Welt der Feen, Hexen und Zauberer trennt. Nur alle neun Jahre wird diese Grenze für einen Jahrmarkt auf einer verwunschenen Wiese geöffnet und Menschen sowie Zaubergestalten können sich in beiden Bereichen frei bewegen. Dunstan steht kurz davor seiner angebeteten Daisy einen Antrag zu machen – jedoch kommt ihm der Jahrmarkt dazwischen. Bezirzt von einem Feenmädchen verbringt er die Nacht mit dieser. Ein Jahr später, Dunstan ist bereits mit Daisy verheiratet, findet er ein Baby vor seiner Tür.

Tristran – halb Mensch, halb Zauberwesen – wächst mit dem Unwissen seiner Herkunft auf. Die Jahre vergehen. Mit siebzehn ist Tristran immer noch schüchtern, tollpatschig, naiv; und furchtbar verliebt in die Dorfschönheit Victoria. In einer schicksalhaften Nacht verspricht Tristran für einen Kuss und die Hand der Angebeteten einen soeben vom Himmel gefallenen Stern zu bringen. Victoria willigt ein, in der Meinung das Unmögliche zu verlangen und Tristran macht sich auf den Weg nach Osten – um ihr den Stern zu bringen.

Er dachte an Victorias Lippen, an den Klang ihres Lachens. Entschlossen straffte er die Schultern und steckte das Schneeglöckchen ins oberste Knopfloch seines Mantels, den er jetzt offen trug. Zu unwissend, um Angst zu empfinden und zu jung für heilige Scheu, durchwanderte Tristran Thron die Wiesen und Felder, die wir bereits kennen…

… Und marschierte immer tiefer hinein ins Feenland.“

Doch Tristran ist nicht der einzige, der sich auf die Suche nach dem Stern macht. Ebenfalls unterwegs sind eine von drei Hexeköniginnen sowie drei machtbesessene Brüder. Nach ersten Schwierigkeiten gelingt es Tristran tatsächlich, den Stern als erster zu finden. Doch die Gestalt des gefallenen Himmelskörpers ist kein kaltes Gestein sondern entpuppt sich als ein wunderschönes Mädchen. Nun muss es Tristran nur noch nach Wall bringen…

Die Geschichte des unschuldigen und naiven Helden, der sich im Verlauf der Handlung als zu einem mutigen, ehrbaren und feschen Mann entwickelt und dabei zahlreiche Gefahren mit Glück und Geschick meistert, ist nicht neu. Die sich aus dem Abenteuer heraus ergebende Liebesgeschichte ist ebenfalls bekannt. Nichtsdestrotz ist „Der Sternwanderer“ ein unterhaltsamer Ausflug in das Reich der Fantasie. Die aufwendig gestalteteten Illustrationen von Charles Vess (die allerdings nicht so ganz mein Geschmack sind) machen das Buch noch etwas reizvoller. Die Geschichte wird zügig und einfach erzählt, blutrünstige sowie erotische Ausführungen beleben kurzweilig.