Joe Abercrombie: Kriegsklingen

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Dieses Buch ist der Auftakt zur First Law Trilogy, einer Fantasy-Reihe, die schon ein episches Ausmaß hat. Im ersten Teil, der den etwas unglücklichen deutschen Titel „Kriegsklingen“ trägt, wird auf knapp 800 Seiten taktiert, intrigiert und blutig gekämpft. Die Hauptdarsteller sind ein grobschlächtiger Mann aus dem Norden, ein sadistischer Inquisitor und ein alternder Magier.

Logen „Neunfinger“ oder „der blutige Neuner“, ein durch seine Brutalität gefürchteter Krieger, wird durch einen Kampf von seinen Kameraden getrennt. Von den anderer tot geglaubt, schlägt er sich allein durch die Wildnis des Nordens. Eines Tages stößt er auf den Zauberlehrling Quai. Quais Auftrag ist es, Logen zu Bayaz, dem Ersten der Magi, zu bringen. Logen, wohl, weil er mit seinem Leben nichts Anderes anzufangen weiß, folgt ihm und beide machen sich zum Schloss des Zauberers auf. Bayaz wartet bereits auf den nordischen Krieger, denn er ist Teil eines großen Plans. Der im Süden gelegenen Union droht ein überwältigender Krieg auf zwei Fronten. Kämpfe im Norden breiten sich immer mehr aus und Bethod, der selbsternannten nordische Kriegerkönig, greift nach den Ländern der Union. Auf der anderen Seite machen sich die Gurkhisen bereit, die Union anzugreifen.Um dieser Katastrophe entgegenzutreten, sammelt Bayaz eine Gruppe von Leuten um sich, und Logen ist einer der Ersten, der in seinem Vorhaben eine wesentliche Rolle spielt.

Währenddessen geht Inquisitor Glokta in der Hauptstadt der Union Adua seiner Lieblingsbeschäftigung nach – dem Foltern. Ob seine Opfer dabei schuldig oder unschuldig sind, ist ihm ziemlich schnurz. Ein unterschriebenes Geständnis, das dazu dient, dem König und dem Erzlektor die politische und finanzielle Macht zu sichern, genügt ihm völlig. Glokta, einst ein begnadeter Fechter und hübscher Jüngling, wurde einst selbst von den Gurkhisen auf das Grausamste gefoltert und ist seitdem körperlich und seelisch ein Krüppel. Doch seine Intelligenz und sein Zynismus machen ihn zu einem (gemein)gefährlichen Mann.

Logen, Bayaz und Glokta sind zwar die drei Protagonisten von diesem Teil der Trilogie, Abercrombie wartet aber noch mit weiteren interessanten Charakteren auf, die auch in den nachfolgenden Büchern wesentliche Rollen spielen: der selbstverliebte Hauptmann Jezal, der zwar kämpfen kann, den Kampf aber noch lernen muss, der tapfere Major Collem West und seine Schwester Ardee, oder die rachsüchtige, misstrauische Ex-Sklavin Ferro. Und auch wenn diese Charaktere oft einem Klischee entsprechen, überraschen sie uns zur richtigen Zeit mit untypischem Verhalten: So rutscht z.B. dem ehrenhaften Major West gegenüber seiner Schwester einmal die Hand aus und Hauptmann Jezalbeginnt seine selbstsüchtige Lebenseinstellung zu überdenken, als er sich in Wests Schwester verliebt.

Ein paar Kämpfe, Reibereien und Magie sind zwar bei der Geschichte auch dabei, der Fokus dieses Buches liegt aber in den detaillierten Beschreibungen der Charaktere und des Settings und dient zur Vorbereitung auf die Fortsetzung. In „Kriegsklingen“ stellt der Autor den Lesern seine Fantasy-Welt vor – und das auf direkte und mit viel Ironie versehene Art und Weise. Abercrombie versteht es, zu beschreiben, ohne langatmig oder langweilig zu werden. Und nach 800 Seiten kann man eigentlich nichts mehr anderes tun, als sich den zweiten Teil „Feuerklingen“ zu besorgen.

„Wie ist das Buch?“, fragte Jezal.

„Der Sturz des Meisterschöpfers in drei Bänden. Angeblich ist das einer der großen Geschichtsklassiker. Langweiliger Schwachsinn“, schnaubte sie verächtlich. „Voll weiser Magi, ernster Ritter mit mächtigen Schwertern und Damen mit noch mächtigerem Busen. Zauberei, Gewalt und Romantik, jeweils zu gleichen Teilen. Absoluter Scheißdreck.“ Sie gab dem Buch einen Schubs, sodass es mit raschelnden Seiten vom Tisch auf den Teppich fiel.