Joseph Lemark: 7 Tage

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Drei schon recht betagte, angesehene und untadelige Männer begehen innerhalb weniger Wochen vor Weihnachten Selbstmord. Der eine, ein Notar, erhängt sich. Der zweite, ein Arzt, vergiftet sich und der dritte, ein Besitzer eines Supermarkts, erschießt sich. Natürlich sind diese Selbstmorde kein Zufall und keine Sekunde lang denkt Dottor Quaranta, dass es einer wäre. 

In seinem vierten Band über den pensionierten Kommissar aus Linz, Joseph Vierziger, entführt uns der Autor Joseph Lemark wieder in die malerische apulische Kleinstadt Ostuni. Denn dort wohnt der Pensionist und Schnüffler aus Leidenschaft  in seinem süditalienischen Häuschen. Den Einheimischen ist er unter dem Namen Dottor Quaranta bekannt. In „7 Tage“ wird der idyllische Schauplatz von mysteriösen Selbstmorden und unerklärlichen Unfällen überschattet und unser Protagonist begegnet dem Grauen.

“Wenn die Tage kurz und dunkel werden, können alte Männer schon einmal depressiv werden und irgendwelche Dummheiten machen.“

Dieser Satz von Franca, Quarantas Freundin und Commissaria bei der Anti-Mafia-Behörde, sollte wohl ihren geliebten Ex-Kommissar davon abhalten, sich näher mit den alten Männern zu beschäftigen. Aber natürlich ist das aussichtslos, denn Quarantas Bullenherz hat bereits Alarm geschlagen. Natürlich sind diese Selbstmorde kein Zufall und keine Sekunde lang denkt Dottor Quaranta das. Selbstredend macht er sich seine eigenen Gedanken darüber. Er beginnt zu recherchieren. Und wo holt man sich am besten die ersten Informationen? Im Internet und in der Bar “Giulia” am Marktplatz. Dort, wo Klatsch und Tratsch zu Hause sind und gerne weitergereicht werden. Im Netz stößt Quaranta auf ein Foto, das sieben Männer bei der Eröffnung eines Nachtclubs zeigt. Darunter sind auch die Männer, die angeblich Selbstmord begangen haben. 

Geh zu deinem Gott

Und dann geschehen ein dritter und ein vierter Mord. Erst verunglückt ein 91-jähriger mit seinem Auto. Kurz später fällt der Besitzer des Nachtclubs betrunken von seinem Boot und ertrinkt. Nun sind schon 5 der 7 Männer auf dem Foto tot. Nach diesen “Unfällen” wird Quaranta gewissermaßen als Privatermittler engagiert, und zwar von dem knapp 90-jährigen Pfarrer der Gemeinde Madonna del Pozzo. Der Monsignore hat eine verstörende Nachricht erhalten: „Geh zu deinem Gott oder deine Gemeinde erfährt alles und das Kind samt seiner Mutter sterben für dich.“ Der Nachricht beigefügt ist ein Foto, auf dem ein Bub zu sehen ist. „7 giorni“ steht in roten Blockbuchstaben auf der Rückseite. Quaranta wird somit klar, dass er nur eine Woche Zeit hat, die rätselhaften Selbstmorde und Unfälle aufzuklären. 

Natürlich denkt man bei einem Verbrechen im südlichen Italien gleich an die Mafia. Quaranta und seine Freundin Franca, selbst aktive Commissaria, brauchen nicht lange, um die Selbstmorde im Zusammenhang mit der Mafia, nämlich mit der Sacra Corona Unita (Heilige vereinigte Krone, auch Mafia pugliese oder SCU, Quelle: Wikipedia), zu sehen.

La dolce Vita und die Mafia

Joseph Lemark webt geschickt die italienische Lebensart, “La Dolce Vita”, in die Geschichte ein, was dem Krimi eine besondere Atmosphäre verleiht. Das Zubereiten des Kaffees, das Genießen des Rotweins und vor allem die kulinarischen Beschreibungen italienischer Gerichte bieten dem Leser zusätzliche Genüsse und unterstreichen die Liebe des Autors zu unserem südlichen Nachbarn. Dabei ist der süditalienische Schauplatz nicht nur Schauplatz, sondern ein integraler Bestandteil der Handlung.

Die Charaktere, allen voran Dottor Quaranta, seine Freundin Franca und seine Nachbarn, sind liebevoll gezeichnet und tragen dazu bei, dass man sich mit den Protagonisten sehr gut einfühlen kann. Die Verbindung mit der Mafia, genauer gesagt der Sacra Corona Unita, bringt ein ordentliches Quantum Spannung in die Geschichte.

„7 Tage“ zeichnet sich durch eine geschickte Handlungsführung aus, bei der die Spuren zwar vermeintlich geradewegs in eine bestimmte Richtung führen, jedoch immer wieder Wendungen und Schwenks bereithalten. Die Mischung aus Krimi, italienischem Flair und überraschenden Wendungen garantierten ein kurzweiliges Lesevergnügen für Fans des Genres. Ich freue mich bereits auf weitere Krimis mit Dottor Quaranta in den malerischen Kulissen Apuliens!