Joseph Lemark: Vermisst

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der 2. Apulien-Krimi von Joseph Lemark

Gut, dass der Pensionär und Ex-Kommissar Josef Vierziger gerade nichts Besseres zu tun hat. Soeben hat er seine Freundin Franca zum Flughafen gebracht, steht auch schon sein Nachbar Simoncini vor der Tür. Eine Anwaltskollegin sei seit Tagen verschwunden, er mache sich Sorgen und die Polizei könne ihm nicht weiterhelfen, berichtet dieser. Also muss Vierziger, vulgo Dottor Quaranta, seine Spürnase in Stellung bringen. Das ist der Auftakt zum 5. Fall des ehemaligen Linzer Ermittlers, der nun seit ein paar Jahren schon sein Renten-Dasein im italienischen Apulien genießt.

Vier Jahre ist es nun her, seit der Major a.D. Josef Vierziger sein Domizil in Apulien aufgeschlagen hat und sich ganz dem italienischen dolce vita widmet. Einen Espresso hier, ein Rotwein dort, dazwischen Pasta, Plaudereien und Spaziergänge am Strand.  Durch seinen ersten Fall, in dem es um ein Flüchtlingslager ging, hat er sich in seiner Umgebung als Ermittler einen Namen gemacht. Das beschert ihm nun eine weitere Angelegenheit, um die er sich kümmern soll. Sein Nachbar, Avvocato Simoncini, sorgt sich um Rosaria Maci, die Nichte seines ehemaligen Kanzleipartners. Die erfolgreiche Anwältin ist seit ein paar Tagen verschwunden und niemand weiß, was oder ob überhaupt was passiert sei.

Nachdem Vierziger ein paar Stunden Schlaf nachgeholt hat, macht er sich – wie gewohnt methodisch und professionell – an die Arbeit. Sein erster Weg führt ihn in die Wohnung der Maci. Was er dort sieht, lässt Böses ahnen. Seine provisorische Spurensicherung bleibt nicht unbemerkt. Eine Nachbarin der Anwältin spricht ihn darauf an, was er im Haus der Dotoressa zu suchen hätte. Vierziger lässt seinen Charme spielen und bekommt umgehend die ersten Informationen über die Vermisste. Sie berichtet von Männerbesuchen, einem Radau vor der Haustür und dass die Marci abends aussieht comme i gatti nella notte.

Weitere Recherchen ergeben noch drei brisante Gerichtsfälle, mit denen sich die Anwältin beschäftigt hat, einen Stalker und drei Weiber, vor der die Marci gewarnt wurde. Hat sich Rosaria Maci abgesetzt? Wurde sie entführt oder gar ermordet? Zu guter Letzt taucht auch noch der neue Freund von Vierzigers Nachbarin Loredana auf. Und da klingeln sämtliche Alarmglocken beim Major a.D., denn Aussehen und Verhalten deuten definitiv auf die Mafia hin.

Josef Vierziger bzw. „Commissario Dottor Guiseppe Quaranta“ ist einer, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Und so wie er es in seinem letzten Fall in Linz gemacht hat („Kollateralschaden – Major Vierzigers Albtraum“) so geht er jeder Spur nach – auf systematische und überlegte Weise. Da er jedoch Pensionist ist und in Italien ohne Legitimation ermittelt, greift er zwangsläufig zu unorthodoxen Methoden, um an Informationen zu gelangen. Dazwischen gibt es gutes italienisches Essen, Vino und Cappuccino – entweder bei sich zu Hause oder in seinem Stamm-Café.

Was mir so gefällt: Joseph Lemarks Bücher sind keine Krimis mit touristischen Avancen. Er verliert sich weder in pittoresken Beschreibungen von alten Olivenbäumen noch in detaillierten Analysen von Spuren und Zeugenaussagen. Das ist genau das, was seine Krimis lesenswert machen: die kluge Ausgewogenheit zwischen Handlung und Atmosphäre. Ersteres sorgt für Spannung und treibt den Krimi voran. Apulien bzw. das italienische Lebensgefühl spielen dann eine Rolle, wenn es den Protagonisten betrifft. Zudem wird der Krimi von kleinen Begebenheiten am Rande begleitet, die für zusätzlichen Charme sorgen: Da gibt es den treulosen Hund, eine Urne auf der Terrasse oder die Telefonate mit Franca.